Schon der Name "Barbie" beschwört ein Mosaik an Emotionen herauf, farbenfroh und widersprüchlich. Seit Jahrzehnten hat sie die kindlichen Fantasien beflügelt und zugleich erwachsene Debatten entfacht. Nun, mit der Veröffentlichung des neuen Filmes, ist die Welt erneut eingeladen, sich mit dem Phänomen Barbie auseinanderzusetzen.
Wir haben uns daher ganz selbstlos ins Kino gesetzt und im Anschluss unsere Gedanken und Gefühle miteinander geteilt. Und das ist dabei rausgekommen:
„Barbie“, dieses schlanke, oft als idealisiert betrachtete Frauenbild, hat im Laufe der Jahre bei vielen von uns eine zweischneidige Reaktion hervorgerufen. Eine Bewunderung vielleicht sogar Idealisierung, Überreste aus Kindheitstagen, in welchen diese Puppen treue Spielkameradinnen waren, aber auch Ablehnung, kritisches Hinterfragen. Könnte sich hinter dieser scheinbaren Abneigung eine tiefere Frage verbergen: Liegt die Wurzel dieser Kritik in der uns anerzogenen verinnerlichten Misogynie unserer Gesellschaft, die uns darauf trainiert, alles „typisch weibliche“ abwerten zu müssen oder in der ehrlichen Abneigung gegenüber Stereotypen?
Versteckt sich hinter der glänzenden Oberfläche von Barbies perfektem Lächeln vielleicht doch auch eine stille Botschaft? Könnte es sein, dass die Schöpferin der Puppe tatsächlich versuchte, jungen Mädchen beizubringen, dass sie mehr sein könnten als nur Mütter oder Hausfrauen? Dass es in der Frauenvielfalt keine Grenzen gibt?
Es ist eine faszinierende Überlegung, wie die Barbie-Welt wohl ausgesehen hätte, wenn sie damals unterschiedliche Körperdarstellungen eingeführt hätte. Wäre das Spielzeugland harmonischer gewesen oder hätte es die Körperkritik nur verschärft, indem es die bereits existierenden gesellschaftlichen Vorstellungen inklusive Bodyshaming verstärkt hätte, indem dicke, POC, behinderte,… Barbies in den Regalen zurückgeblieben wären? Das komplexe Zusammenspiel von Familie, Gesellschaft und Medien beeinflusst unaufhörlich unser Selbstbild und unsere Wahrnehmung von Schönheit. Es ist wichtig zu bedenken, dass nicht nur Barbie, sondern auch unsere eigenen Familien und die Gesellschaft oft problematische Körperbilder fördern.
Der Film selbst öffnet eine neue Dimension in dieser Debatte. Handelt es sich hierbei um einen echten feministischen Aufbruch oder versteckt sich dahinter nur eine clevere Marketingstrategie im Sinne des „purple washings“? Die Narration des Filmes regt zum Nachdenken an, doch stellenweise vermisst man die Tiefe, sehnt sich nach einer kritischeren Auseinandersetzung.
Ein weiterer Aspekt, der ins Auge springt, ist die Vorstellung einer gleichberechtigten Gesellschaft. Was würde Gleichberechtigung im Kontext von Familie, Beziehungen und insbesondere der Kindererziehung wirklich bedeuten? Dieser Aspekt wird in dem Film überhaupt nicht beleuchtet, da Kinder und damit verbundene Care-Arbeit in der Welt von Barbie nicht existent sind. Wird es sich im Film also ein bisschen zu einfach gemacht?
Durch alle diese Überlegungen hinweg führt uns der Film in ein Labyrinth von Fragen, bietet uns aber (zum Glück?) nur wenige klare Antworten. Doch genau das macht vermutlich seine Faszination aus – er provoziert eine Reflexion, regt zum Diskurs an und lässt den*die Betrachter*in ein wenig verändert zurück. Barbie, egal in welchem Licht man sie sieht, bleibt ein Spiegel unserer Gesellschaft und ihrer immerwährenden Evolution.
Vermutlich gibt es keine endgültige Antwort auf diese aufgeworfenen Fragen, der Austausch und der Diskurs sowie das Auseinandersetzen mit den eigenen Anteilen haben wir allerdings innerhalb unseres Teams als sehr bereichernd erlebt. Hast auch du Gedanken dazu, die du mit uns teilen möchtest? Dann schreib uns gerne an hallo@vemina.at oder auf Instagram unter vemina.at!
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