top of page

Schwangerschaftsdiabetes

Ein Erfahrungsbericht


„Sie haben das sicher nicht, aber den Test müssen wir trotzdem machen.“ Das waren die Worte meines Gynäkologen, als er mir die Überweisung zum Glukosetoleranztest überreichte. Umso überraschter, und - zugegeben - schockierter war ich, als ich ein paar Tage später den Befund in Händen hielt und einer von drei gemessenen Werten leicht erhöht war. Diagnose Schwangerschaftsdiabetes, wie mir ein Anruf beim Frauenarzt bestätigte, der mich sofort am nächsten Tag in eine Diabetesambulanz schickte.


Als Zeit meines Lebens normalgewichtige Frau ohne Vorerkrankungen, ohne Diabetes Fälle in der engeren Familie und mit 28 auch nicht direkt als „Spätgebärende“ einzustufen und somit keinen der Risikofaktoren erfüllend, kam ich mir dort etwas fehl am Platz vor. Doch auch die Internistin, bei der ich mich vorstellte, bestätigte: „Auch wenn Sie es nicht glauben wollen, Sie sind Schwangerschaftsdiabetikerin! Bekommen Sie das in Griff, sonst kommt das Kind mit 5 Kilo zur Welt“. Soweit, so schlecht. Die Diätologin, der ich meine Ernährungsgewohnheiten schildern musste, war im Grunde zufrieden mit mir, nur empfahl sie mir dringend, meinen Zuckerkonsum zu reduzieren. Die eine oder andere Schokolade-Heißhunger-Attacke prägte nämlich durchaus die erste Hälfte meiner Schwangerschaft.


Ausgestattet mit einem Zucker-Messgerät und einer gehörigen Portion Respekt vor dem viermal täglich (in der Früh nüchtern und jeweils eine Stunde nach den Hauptmahlzeiten) in den Finger stechen machte ich mich auf den Heimweg. Die nächsten Tage waren zum Verzweifeln. Immer wieder schnellte der gemessene Wert in verbotene Höhen. Meine Angst davor, Insulin spritzen zu müssen, wuchs. Und genau hier lag das Problem: Der Stress, den ich mir selbst machte, hinderte mich daran, nach Lösungen zu suchen.


Keine Bange, die Geschichte wendet sich hier zum Positiven, ich wollte selbst aktiv möglichst viel beitragen, um die Sache in Griff zu bekommen! Die drei Drehschrauben, mit denen ich es dann bald doch schaffte, meine Zuckerwerte im Normalbereich zu halten, ein gesundes, und mit 3160 Gramm sicher nicht übergewichtiges Kind zur Welt zu bringen und nebenbei bis zum Ende der Schwangerschaft fit zu bleiben, waren folgende:

  1. Ernährung: Natürlich hat das, was wir essen, großen Einfluss auf den Blutzuckerspiegel. Darauf hatte ich selbstverständlich von Anfang an geachtet. Trotzdem war es nicht leicht für mich, auf Zucker vollständig zu verzichten und auch alle sonstigen Kohlenhydrat-Portionen zu minimieren. Ich hatte einfach immer Hunger und wollte auch meinen Gelüsten nach Weißbrot und Fruchtsaft ab und zu nachgeben können. Im Großen und Ganzen wurde aber meine vorher schon sehr ausgewogene und gesunde Ernährung durch die Diagnose noch optimiert.

  2. Bewegung: Wie so oft: Der entscheidende Faktor für mein Wohlbefinden in der Schwangerschaft! Sobald ich mich etwas mehr mit dem Thema Diabetes beschäftigt hatte, kam ich im wahrsten Sinne des Wortes in Bewegung. Durch körperliche Betätigung wird der Blutzucker nämlich rascher abgebaut. mamaFIT kannte ich noch nicht, aber ich fuhr täglich (bis zum Mutterschutz) mit dem Rad zur Arbeit, nutzte die Mittagspause für einen Spaziergang und zog abends meine Längen durchs Schwimmbecken. Durch diese einfachen Maßnahmen, die ich konsequent durchzog, stabilisierten sich meine Zuckerwerte, auch wenn ich mir mal wieder ein kleines Stück Schokolade oder einen großen Teller Pasta gegönnt hatte.

  3. Entspannung: Der erste Gedanke in der Früh an das Blutzucker messen versetzte mich in den ersten Wochen in Stress und oftmals waren die Messungen dann leicht erhöht. Sobald ich mich aber entschied, ein paar Mal tief durchzuatmen, zuerst in Ruhe duschen zu gehen und mich dann ganz entspannt in den Finger zu pieken, waren auch die Nüchtern-Werte im grünen Bereich. Auch wenn ich es wissenschaftlich nicht belegen kann, kann ich mir nicht vorstellen, dass hier kein Zusammenhang bestand.

Man kann sehr froh sein, in einem Land zu leben, in dem es ausreichend Vorsorgeuntersuchungen gibt und eventuelle Probleme in einer Schwangerschaft schnell erkannt werden. Es gibt natürlich Fälle, in denen eine medikamentöse Therapie notwendig ist. Bei nur leicht erhöhten Werten im oralen Glukosetoleranztest wäre es aber wünschenswert, wenn von behandelnden GynäkologInnen und InternistInnen auch Punkt 2 und 3 meiner Liste zur Sprache gebracht würden, was in meinem Fall nicht passiert ist. Vielleicht hat sich in den letzten sechs Jahren hier etwas getan. In meiner zweiten und dritten Schwangerschaft waren meine Blutzuckerwerte in Ordnung, was vielleicht auch durch meine entsprechende Herangehensweise von Anfang an positiv beeinflusst wurde. Was ich der selbst betroffenen Leserin jedenfalls mitgeben möchte, ist: Nur keine Panik und beweg dich regelmäßig! Zum Beispiel im mamaFIT Kurs!





Comments


bottom of page